Grüner Rasen statt kaputte Knie

Max hat sich wieder einmal furchtbar aufregen müssen. Denn schon wie­der war sein Knie aufgeschürft und blutig. Nur weil dieser Fußballplatz im Türken­schanzpark immer noch aus Erde und Stei­nen besteht. Wie oft hat er sich schon bei seinen Eltern beschwert, aber die haben nur gemeint, dass man da nichts machen kann.

Kinder spielen auf einem Fußballplatz
Ein Fußballspiel am neuen Raasenplatz

Einige Wochen später hat Max dann doch eine Möglichkeit gesehen, dass sich etwas ändert. Da hat nämlich die Lehrerin in der Schule gesagt, dass sie demnächst einen Workshop fürs Kinderparlament im Bezirk haben werden, wo sie gemeinsam schauen werden, was ihnen wichtig ist. Max war gleich ganz enthusiastisch – end­lich eine Chance für Verbesserungen auf „seinem“ Fußballplatz.

Doch dann war es zunächst einmal ziemlich mühsam: Zuerst haben alle Kinder in der Klasse Ideen ge­sammelt. Und dann mussten sie sich alle auf die drei Wichtigsten einigen. Ganz schön schwierig für Max, den anderen zu erklären, wie dringend die Sache mit dem Fußballplatz ist. Denn so viele Fußballer­Innen gibt es nicht in der Klasse, und ei­nige seiner KlassenkollegInnen hatten auch wirklich gute Ideen wie mehr Zebra­ streifen oder bessere Spielgeräte im Park.

Doch dann hat er den anderen einfach er­ zählt, wie lange das mit dem Fußballplatz schon ein Problem ist, wie viele Kinder sich schon verletzt haben und letztlich auch sein noch nicht ganz verheiltes Knie hergezeigt. Damit hat er sie letztendlich überzeugt. Und wurde dann auch gleich gemeinsam mit Faikah aus seiner Klasse als Klassen­vertreterInnen ins Kinderparlament ge­wählt.

Ein paar Wochen später war es dann so weit: Sehr aufgeregt sind er und Faikah die Stiegen bis in den Festsaal des Amts­hauses hinauf gegangen, wo das Kinder­parlament alljährlich stattfindet. So viele Kinder. Und so viele Ideen! Trotz der Rü­ckendeckung durch seine Klasse war Max ziemlich beklommen. Umso engagierter hat er den Fußballplatz­-Antrag vorgetra­gen – und beinah auf die beiden anderen vergessen. Gut, dass Faikah dabei war.

Die Frau Bezirksvorsteherin Nossek hat sehr nett gewirkt und auch gesagt, dass sie schauen wird, dass es für möglichst viele Anträge eine Lösung gibt. Aber sie hat auch gesagt, dass das alles viel Geld kostet und viele Leute mitentscheiden müssen, ob die Anliegen überhaupt um­ setzbar sind. Und dass es jetzt ein paar Monate dauern wird, bis sie bei der nächs­ten Parlamentssitzung sagen kann, was möglich ist und umgesetzt werden kann.

Das war jetzt nicht ganz so schlimm, weil es war gerade Winter und da kann man eh nicht gut Fußball spielen. Und vielleicht ist der Platz im Frühjahr ja schon fertig. Deswegen ist Max extra vor dem nächsten Kinderparlament in den Türken­schanzpark gegangen, um zu schauen, ob etwas passiert ist. Wie er den staubigen Platz gesehen hat, war er schon sehr ent­täuscht. Ein bisschen Hoffnung hatte Max aber noch, weil immerhin die Bezirksvor­steherin ja von den Grünen ist und sie es doch auch besser finden müsste, wenn es einen Fußballplatz mit einem grünen Ra­sen und nicht mit brauner Erde gibt.

Er ist dann zum Kinderparlament ge­gangen in der Erwartung, dass das nichts wird. Als dann die Bezirksvorsteherin er­zählt hat, für welche Anträge Lösungen erarbeitet wurden, da hat Max das sehr toll gefunden. Da waren neue Zebrastreifen dabei, bessere Spielgeräte in Parks, und auch in ihrem Schulhof würde ein neues Klettergerüst kommen. Und wenn Anlie­gen nicht erfüllt werden konnten, hat die Bezirksvorsteherin gemeinsam mit Fach­leuten gut erklärt, warum das nicht geht.

Aber was war jetzt mit seinem Fußball­platz, den hatte sie gar nicht erwähnt und sie war doch schon fast fertig? Und dann war sein Antrag dran. Als Schlusspunkt. Und die Frau Bezirksvorsteherin hat er­ klärt: Dass so ein Rasen statt einem Erd­boden sehr teuer ist. Da kann man nämlich nicht einfach einen echten Rasen säen, der wäre durch das Spielen rasch wieder ka­putt. Sondern man muss einen Kunstrasen machen. Und der ist sehr teuer. Max ist fast das Herz stehen geblieben.

Doch dann hat die Frau Nossek gesagt: „Aber ich finde das sehr wichtig. Es war jetzt schon mehr­ mals Antrag im Kinderparlament und auch im Jugendparlament – und deswegen werden wir es nun endlich machen.” Max konnte nicht anders – ein lau­tes „YES“ ging durch den Saal. Und wie er gemerkt hat, wie viele andere Kinder im Saal heftig applaudiert und sich gefreut haben, hat es gleich noch mehr Freude gemacht.

In den nächsten Wochen musste er fast jeden Tag schauen, ob sich schon etwas getan hat. Als dann die Bau­ arbeiten endlich vorbei und der neue Rasen fertig war, hat Max extra seine schönste Freizeithose und sein tollstes T­-Shirt angezogen, um mit seinen FreundInnen ein erstes Mal dort zu spielen. Ganz ohne aufgeschlagene Knie, ohne Gatsch oder Staub.

Und jetzt hofft er, dass seine Schwes­ter Paulina auch so viel Glück hat. Die ist nämlich im nächsten Jahr beim Jugend­parlament in Währing dabei und hat auch schon einige Ideen, was sich ändern soll. Max wird jedenfalls schauen, dass die Frau Nossek noch lange Bezirksvorsteherin bleibt, denn wer weiß ob jemand anderer die Anliegen der Kinder auch so wichtig nimmt. Und er hat einen neuen Berufs­wunsch: Wenn er groß ist, dann will er Po­litiker werden.​

Mehr Raum für die An­liegen von Kindern und Jugendlichen

Jedes Jahr gibt es in Währing das Kinder- und das Jugendparlament. Am Kinderparlament nehmen Kinder aus den 3. Klassen fast aller Volks­ schulen in Währing teil. Das sind in der Regel über 20 Klassen und dann über 60 Anträge.

Das Jugendparlament ist für Ju­gendliche zwischen 13 und 16 Jahren. Hier werden die Anträge in Work­shops schulübergreifend gemeinsam erarbeitet. Das sind dann meistens zwischen 10 und 15 Anträge.

Deutlich wird, wie wichtig für Kin­der und Jugendliche die Parkanlagen und der öffentliche Raum sind: Spielgeräte, neue Tischtennis­ Tische, aber auch Sitzgelegenheiten wie Wellenbänke zum Chillen mit FreundInnen, Tisch-­Bank­-Kombina­tionen zum Aufgaben­-Machen und für die Mittagspause sind häufige Themen.

Gleich danach kommt die Sicherheit im Verkehr: An vielen Stellen im Bezirk wünschen sich Kinder wie Jugendliche ein Einbremsen des Au­toverkehrs und sichere Schulwege. Und vor allem vor den Schulen sind es dann häufig die Elterntaxis, die die Situation für die Kinder schwierig machen.
Den Währinger Grünen und Bezirks­vorsteherin Nossek sind Kinder­- und Jugendparlament ein großes Anlie­gen. Wichtig dabei ist, dass es nicht nur ein Wunschkonzert ist, sondern dass die Kinder und Jugendlichen Einblick in Mitbestimmungsprozesse, das Verhandeln unterschiedlicher Interessen und die Rahmenbedin­gungen politischer Umsetzung be­kommen.​