Dance the Night – Willkommen zur Silent Gehsteigdisco!

Seit zwei Jahren werden auch in unserem Bezirk Silent Gehsteigdiscos mit großem Zulauf veranstaltet. Und wir dürfen uns auf weitere Veranstaltungen im kommenden Sommer freuen: Der Kutschkermarkt und der Johann-Nepomuk-Vogl-Platz werden wieder zum Dance-Floor.

Es war letztes Jahr, als ich mich mit Freund*innen zu meiner allerersten Silent Gehsteigdisco verabredet hatte. Ich war eine gute Stunde zu spät dran, und so war es bereits finster, als ich mich dem Johann-Nepomuk-Vogl-Platz näherte. Befremdliche Dinge gingen dort vor sich: Schattenhaft hopsten, zuckten und wanden sich Menschen, wie von unsichtbaren Aliens gesteuert. Alle hatten sie übergroße Kopfhörer auf und fühlten sich sichtlich bestens unterhalten. Die Aliens mussten in friedlicher Absicht gekommen sein.

Schnell fand ich den Tisch der Organisatoren, wo ich mir selbst Kopfhörer holte – inklusive technischer Erklärung, wie ich die Lautstärke regulieren und zwischen zwei Kanälen hin und her schalten konnte.

Im Nu war ich im gleichen Flow wie die Menschen um mich herum. Oder zumindest wie der eine Teil von ihnen. Denn während auf dem Kanal, den ich gerade eingestellt hatte, rockig Bekanntes aus den letzten Jahrzehnten gespielt wurde, gab’s auf dem anderen softe Indie-Klänge. Und an den Bewegungen meiner Mittänzer*innen war klar ersichtlich, auf welcher Welle sie gerade schwangen: Die einen rockten headbangend vor sich, gleich daneben bewegten sich die anderen elfenhaft in ihren eigenen Sphären.

Es macht Spaß, zwischen den Kanälen hin und her zu wechseln, die die DJs gekonnt mixen. Und wer zwischendurch Pause machen will, setzt einfach den Kopfhörer ab und kann sich in ganz normaler Lautstärke unterhalten. Versuchen Sie das mal in den anderen Tanztempeln unserer Stadt

Tanzen im Stillen

Silent Gehsteigdiscos gibt es in Wien schon seit 2001, organisiert vom Medienkünstler Oliver Hangl. Die Discos finden generell im Freien statt und werden aus dem Bezirkskulturbudget finanziert. So stehen sie bei freiem Eintritt und ohne dass man etwas konsumieren müsste, jedem offen. Die umliegenden Lokale freuen sich trotzdem über die Veranstaltung – machen doch genug der Tänzer*innen zwischendurch Pause in einem der Schanigärten.

Wer sich ebenso freut, sind die Bewohner* innen der umliegenden Häuser: Während die Besucher*innen zu lauten Klängen in ihren Kopfhörern abtanzen, können sie ruhig den Abend genießen.

Wobei, nicht ganz: Denn wenn Gassenhauer wie „Don’t stop me now“ oder „Time of my Life“ erklingen, singt plötzlich der gesamte Dance-Floor lautstark den Refrain mit – für Passant*innen und Besucher*innen der umliegenden Lokale vermutlich etwas irritierend.

Jedem sein eigener Flow

Auch ich sitze nach einer Stunde müde und glücklich an einem der Tische, und genieße es noch ein Weilchen, die anderen zu beobachten. Jeder tanzt in seiner eigenen Welt, jede findet ihren eigenen Stil. Es gibt genug Platz für die energetischen, raumgreifenden Tänzer*innen, für die Minimalisten, die nur im Takt wippen, die John Travoltas, die die neuesten Moves ausprobieren, und die Grüppchen, die im Kreis gemeinsam feiern. Hier darf jeder und jede, wie sie will. Let’s dance the night!