Alternativen zum Supermarkt in Währing
Wer Wert auf gute Lebensmittel legt, von deren Produktion die Bäuer*innen auch leben können, der hat in Währing viele Möglichkeiten: Wir stellen Alternativen zum Supermarkt vor!

Sie sind die vierte Generation am Kutschkermarkt, erzählt Martin Gössinger, Winzer und Gemüsebauer. Warum sie hier verkaufen? Für seine Frau Michi ist klar: „Weil es hier eine Rolle spielt, wo die Produkte herkommen.“ Die Familie hat den Niedergang der Märkte parallel zum Aufstieg der Supermärkte miterlebt. Doch seit einigen Jahren schon gibt es eine Trendwende, der Kutschkermarkt ist mittlerweile wieder auf seine Größe von vor 100 Jahren erweitert: „Dass es immer mehr Kund*innen interessiert, wo die Produkte herkommen und wer sie wie angebaut hat, das ist eine schöne Entwicklung.“

Familie Loidolt ist neu am Kutschkermarkt. Seit mehreren Jahren konzentrieren sie sich auf die Direktvermarktung. Warum stehen sie nun hier? „Weil’s Spaß macht, mit den Kund*innen zu reden – und im direkten Austausch die Wertschätzung unserer Produkte deutlich wird.“ Bei den Loidolts gibt’s vor allem Erdäpfel – und davon viele verschiedene Sorten. Weil einige alte Sorten sich mit trockeneren Sommern leichter tun, ist die Vielfalt angesichts der Klimaveränderung auch Absicherung für die Zukunft – neben der geschmacklichen Bereicherung für die Kund*innen.
Einkaufen kann man hier bei den „Early Birds“ manchmal schon ab halb acht, für Langschläfer*innen gibt’s meist auch nach dem offiziellen Marktende um 13 Uhr noch die eine oder andere Möglichkeit. Wer allerdings aus dem Vollen schöpfen möchte, dem empfiehlt sich die Zeit dazwischen – auch wenn es da an schönen Samstagen schon ganz schön dicht werden kann.
Der Kutschkermarkt ist im Herzen Währings, und der samstägliche Bauernmarkt vermutlich jene alternative Einkaufsmöglichkeit, die die meisten kennen. Doch da gibt’s noch mehr:
Da wäre einmal der Wochenmarkt am Johann-Nepomuk-Vogl-Platz, seit letztem Jahr jeden Mittwoch von 12 bis 19 Uhr. Derzeit noch in Winterpause, sind die Standler*innen ab April wieder für Sie da: Es gibt Brot, Beeren, Gemüse, Käse – und unser Bezirksrat Jakob Kastner verkauft immer wieder sein Bier. „Der Markt hat eine besondere Gemütlichkeit“, sagt er. Und: „Jedes Produkt hier hat eine Geschichte. Beim Gemüsebauern neben mir bestimmt beispielsweise die Saison die ganze Arbeit. Dass der Salat nur im Frühling und Herbst gut wächst, aber nicht im Sommer, hab ich von ihm gelernt. Dass man das hier so eindeutig mitbekommt, finde ich sehr schön.“

Das ist auch in der Foodcoop Bioparadeis so. In diesem Verein beziehen die Mitglieder gemeinschaftlich ihre Lebensmittel direkt von den Produzent*innen. Wöchentlich
werden die frischen Waren wie Obst und Gemüse geliefert, Haltbares wie Getreide und Säfte ist immer vorrätig. Die Arbeit wird unter den Mitgliedern aufgeteilt, etwa die Bestellung bei Produzent*innen oder das Einsortieren von Lieferungen. „Mir ist wichtig, bei einer echten Alternative zum industrialisierten Lebensmittelsystem mitzuwirken“ erzählt Hannah Angerbauer, „und ein super Vorteil für Neu-Zugezogene: Man lernt hier gleich Leute aus dem Grätzl kennen und wird so recht schnell Teil einer lokalen Gemeinschaft.“ Das Bioparadeis nimmt laufend neue Mitglieder auf – und durch neue Menschen finden oft auch neue Produkte, zuletzt Tofu und Aufstriche, ihren Platz im Sortiment!
Ein neues Konzept verfolgt die Genossenschaft morgenrot mit ihrem ersten Geschäftslokal am Dornerplatz. Maria Kaufmann, eine der drei Gründer*innen, betrieb früher mit ihrer Schwester den Kaufmannsladen am Vogl-Platz: „Dass wir in der Genossenschaft mit allen Mitgliedern gemeinsam etwas aufbauen und alle mitentscheiden können, das ist ein großer Unterschied zum Einzelunternehmerinnentum.“ Bio-Lebensmittel, möglichst regional, und ein Sortiment, das den ganzen Wocheneinkauf abdeckt, mit Preisen, von denen die Produzent*innen leben können. In der Genossenschaft sind Kund*innen und Produzent*innen gleichgestellt, Entscheidungen werden im Interesse aller getroffen. Erst im Herbst hat die Genossenschaft ihr Geschäft eröffnet, vorerst nur für Mitglieder. „Im Frühling wollen wir den Vollbetrieb starten“ kündigt Maria an: Mitglieder können dann zu erweiterten Zutrittszeiten selbst einkaufen und abrechnen. Für Nicht- Mitglieder wird es Öffnungszeiten geben, zu denen wie im normalen Supermarkt eingekauft werden kann.

Am anderen Ende von Währing, nämlich ein paar Meter schon im 19., liegt der TÜWI-Hofladen auf der BOKU (Universität für Bodenkultur). Allgemein bekannt ist das TÜWI als Studierendenbeisl und als gesellschaftspolitischer und Kulturverein. Es gibt aber auch ein Café mit Hofladen, mit Gemüse von zwei kleinen regionalen Lieferant*innen und Zapatista-Kaffee
aus Nicaragua. Stefan Schedel, selbst im Hofladen engagiert, sagt: „Wir wollen mittelfristig Nahversorger für die ganze Nachbarschaft sein – also weit über die Studierenden hinaus ein Grätzlzentrum – und deshalb unser Sortiment langsam ausbauen. Damit das funktioniert, freuen wir uns schon jetzt über viele Einkäufer*innen!“

Öffnungszeiten und Kontakte:
Bauernmarkt am Kutschkermarkt: Kutschkergasse zwischen Schulgasse und Staudgasse, Samstag 7:30 – 13 Uhr
Bauernmarkt am Johann-Nepomuk-Vogl-Platz: Marktseite Teschnergasse Mittwoch 12 – 19 Uhr (April – November)
FoodCoop Bioparadeis: Einkaufsgemeinschaft für Mitglieder, Bäckenbrünnlgasse 9
Nächste Info-Termine für Interessierte: 25. Februar und 20. Mai, jeweils 19 Uhr, https://www.bioparadeis.org/
Morgenrot: Genossenschaft, Geschäft am Dornerplatz 6, 1170. Geplanter Vollbetrieb ab Frühling 2025, davor nur für Mitglieder. https://morgenrot.wien/
TÜWI Hofladen: Dänenstraße 4/2, 1190 (BOKU Gebäude) Montag bis Freitag 10 – 17 Uhr. https://tuewi.action.at/hofladen