Von der Gleichberechtigung sind wir noch weit entfernt | Naomi Sametinger

Jedes Jahr feiern wir am 8. März den Internationalen Frauentag. Aber warum eigentlich? In Österreich haben Frauen alle Rechte, die Männer auch haben: Seit 1918 dürfen Frauen wählen. Sie dürfen über ihren Wohnort entscheiden und Arbeitsverträge selbständig abschließen. Das ging tatsächlich bis 1975 nicht ohne die Zustimmung des Ehemannes. Viele Generationen von Frauen haben diese uns heute so selbstverständlich erscheinenden Rechte hart erkämpft.
Schon im Jahr 1912 streikten in Massachusetts, USA Textilarbeiter:innen. Sie forderten Brot und Rosen: Das Brot für den fairen Lohn und die Rose für das gute Leben. Ihre Forderungen gelten nach wie vor. Frauen haben in Österreich im Jahr 2023 15,5 Prozent weniger verdient als Männer. Laut einer neuen Studie der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) ist der Gender Pay Gap größer, je besser die Bezahlung einer Branche ist.
Nehmen wir noch die unbezahlte Sorgearbeit dazu, sehen wir schnell, Frauen arbeiten um vielfaches mehr als Männer, aber bekommen weniger dafür. Konkret beträgt die Gesamtarbeitszeit von Frauen in Österreich, mitsamt Erwerbstätigkeit, Sorgearbeit in Haushalt und Familie sowie Freiwilligentätigkeiten, täglich durchschnittlich 7 Stunden und 38 Minuten, bei Männern sind es 13 Minuten weniger. Das geht aus der Zeitverwendungserhebung 2021/22 von der Statistik Austria hervor.
Wir sehen also, von der Gleichberechtigung der Geschlechter sind wir noch weit entfernt und ich habe hier nur den Bereich der Arbeit erwähnt. Aber auch die Frauenmorde der letzten Wochen haben uns schmerzlich vor Augen geführt, dass Männer immer noch glauben, sich das Recht zu nehmen, über uns zu stehen und ihre Macht auszuüben. Diese Gewaltspirale muss ein Ende haben.
Der 8. März ist ein Kampftag! Es ist ein Kampf um die Gleichberechtigung. Wir wollen gehört werden, wir wollen mitbestimmen, wir wollen das ganze Leben.
Was braucht es dafür? Neben vielen Maßnahmen wie Frauenquoten in Unternehmen, Lohntransparenz, Kinderbetreuungsplätzen, mehr gut nutzbare Plätze im öffentlichen Raum, um im privaten stattfindende Care-Arbeit in den öffentlichen Raum zu bringen, gute Zusammenarbeit aller wichtigen Stakeholder im Gewaltschutz Bereich, braucht es vor allem einen gesellschaftlichen Wandel. An dem müssen wir gemeinsam arbeiten, nicht nur am 8.März, sondern auch an jedem anderen Tag im Jahr.
Unsere Aktivitäten rund um den 8.März 2024
Am Dienstag, den 5. März um 16:30 Uhr führt Bezirksvorsteherin Silvia Nossek durch den Währinger Frauenweg im Pötzleinsdorfer Schloßpark, Treffpunkt beim Haupttor (Löwentor).
Am Donnerstag, den 7.März zeigen wir im Café Schmid Hansl um 19:30 Uhr den Film „Wie im echten Leben“. Dabei geht es um eine Schriftstellerin die getarnt eintaucht in die Welt der Putzfrauen, die die Arbeit machen, die sonst keiner mehr tun will. Sie trifft auf starke Persönlichkeiten, die Solidarität leben und ihre echte Freundschaft bieten. So, dass es ihr immer schwerer fällt, ihre wahre Identität zu verbergen …. Und am Freitag, den 8. März verteilen wir von 15 bis 17 Uhr Brot und Rosen am Kutschkermarkt. Erstmals wurde die Forderung nach Brot und Rosen am 8. März 1908 in New York laut, als 15.000 Frauen für ökonomische Sicherheit (Brot) und ein besseres Leben (Rosen) demonstrierten.