Geschichten vom Frühjahrsputz | Ute Griebaum

Heute möchte ich von ein paar Erlebnissen berichten, als ich mit anderen WähringerInnen im Bezirk geploggt habe.
„Plogging“ – ein zusammengesetztes Wort aus Plocka (schwedisch: pflücken, aufheben) und Jogging – ist eine weltweite Bewegung die der Landschaftsvermüllung entgegenwirken will. Ich plogge seit Jahren in der Au, im Wald, am Berg sowie am Meer und nun auch in meinem städtischen Umfeld. Plastik, Metall und Glas verrotten schlecht bis gar nicht. Zigarettenstummel zu Beispiel enthalten viele Toxine, die das Pflanzenwachstum stören, giftig für Tiere sind und ins Grundwasser gelangen können. Ein einzelner Filter braucht durch den schwer abbaubaren Kunststoff 10 bis 15 Jahre bis er zerfällt und verseucht 40 bis 60 Liter Wasser.
Das aktive Ploggen, hat meine Wertschätzung für die Arbeit der MA48 (Stadtreinigung) und MA42 (Gärten und Parks) gestärkt. Ich merke wie wichtig es ist, dass sie durch ihren täglichen Einsatz unser Grätzl und damit auch unsere häusliche Umgebung versuchen sauber zu halten.

Letztes Jahr war ich beim Frühjahrputz noch allein unterwegs, heuer hatte ich sogar einige Verbündete und MitstreiterInnen. Wir waren hauptsächlich bei Baumscheiben im Kreuzgassenviertel unterwegs. Dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen:
Zum Beispiel habe ich bemerkt, dass von den acht Baumstandorten in der Theresiengasse vier Gitterumrandungen durch parkende Autos beschädigt waren. In der Baumscheibe Ecke Theresiengasse/Jörgerstraße fanden wir in der gesamten Fläche Massen an Styroporkügelchen, die von der gegenüberliegenden Baustelle stammten. Das ist in Wien kein seltenes Problem, denn Styropor wird auf fast jeder der zahlreichen Bauvorhaben zur Dämmung eingesetzt. Dort mag es auch sinnvoll sein, aber zeitgleich trägt der Wind die extrem leichten Kügelchen in die Umgebung. Auf den Grünflächen und im Kanal sind sie dann störend und als schwer zu beseitigender Sondermüll zu bezeichnen.
Wirklich nachdenklich wurde ich, als wir auf dem Spielplatz vom Johann-Nepomuk-Vogl-Platz ebenfalls so viel Müll und Zigarettenreste fanden, obwohl es gefühlt an jeder Ecke einen Mistkübel gibt. Immer wieder geschieht es, dass Kleinkindern Stummel in den Mund nehmen und dadurch Vergiftungen erleiden. Ich dachte, das sei bereits bekannt und fände auch Berücksichtigung.
Ein schönes Erlebnis gab es dafür vor der Schubertparkgarage. Dort verweilte eine ältere Dame auf einem der 2020 geschaffenen Sessel. Sie betonte, wie wichtig solche Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum seien, ohne die könne sie gar nicht mehr mit ihrem Rollator außer Haus gehen und selbständig ihre Besorgungen erledigen. Egal wo man gehen oder sitzen würde, wäre es natürlich viel angenehmer nicht von Müll umgeben zu sein. Zu dem äußerte sie mit einem Augenzwinkern, dass etwas weniger Autolärm auch noch fein wäre, ob ich da etwas machen könne.
Einige Male wurden wir von PassantInnen angesprochen, die uns im Wesentlichen ein positives Feedback und Anerkennung für die Aktionen gaben oder neugierig fragten warum wir denn so etwas tun würden. Besonders schön war die Unterstützung von dem dreijährigen Dominik, der in Begleitung seiner Mutter so begeistert mit einem Greifer und Kübel loszog, dass die MA48 ihre wahre Freude gehabt hätte. Eine Währingerin erzählte, dass sie selber mit ihrer Familie heuer den Bischof-Faber-Platz gereinigt habe und eine andere Anwohnerin plane an der Schule ihres Sohnes eine ähnliche Aktion.
Gemeinsam konnten wir viel bewegen/aufräumen und haben dabei geplaudert, gelacht und uns an der Luft bewegt. Also werden wir spätestens nächstes Frühjahr wieder ploggen und interessante Aspekte in Währing kennenlernen. Wenn du auch dabei sein willst, schreib mir.
Ute Griebaum, Bezirksrätin