Für die Demokratie: Werde Wahlbeisitzer:in! | Magdalena Wagner

Schon als kleines Kind waren Wahltage für mich etwas Besonderes. Zum Feiertag wurden sie, als ich erstmals selbst wählen durfte. Ich war unglaublich aufgeregt – und noch heute kontrolliere ich bei jeder Wahl dreimal, ob ich mein Kreuzerl auch ganz sicher im richtigen Kastl gemacht habe. Dass bei diesem einen Vorgang wirklich jede abgegebene Stimme gleich viel zählt, fasziniert mich bis heute.
Dementsprechend sind Wahltage für mich bis heute Feiertage der Demokratie. Irgendwann habe ich erfahren, dass man bei der Wahl selbst mithelfen kann. Und da war für mich ganz klar: Das mache ich (und du hoffentlich auch – mehr am Ende der Email):
Und so hat sich das abgespielt:
06:00: Die Wahlkommission tritt zusammen: Wahlleiter*in und Stellvertreter*in sind öffentlich Bedienstete, drei Wahlbeisitzer*innen sind von den drei stärksten Parteien nominiert. Gemeinsam kontrollieren sie die Unterlagen, versiegeln die Wahlurne, teilen die Aufgaben auf.
07:00: Das Wahllokal öffnet, und schon kommen ein paar Frühaufsteher*innen. Die Wahlleiter*innen kontrollieren die Ausweise, die Beisitzer*innen führen Wähler*innen- und Abstimmungsverzeichnis.
Wunderst du dich beim Wählen über das ständige Zurufen der Zahlen im Wahllokal? Hier lüftet sich das Geheimnis: Im Wähler*innenverzeichnis sind alle Wahlberechtigten nach Adresse sortiert und haben eine Nummer. Diese Nummer steht auch auf der Wahlinformation, die du per Post zugeschickt bekommsst (wenn du die mitnimmst, erleichterst du deiner Kommission die Arbeit!).
Sobald du deinen Stimmzettel hast, wird dein Name im Wähler*innenverzeichnis durchgestrichen. So kann niemand doppelt abstimmen. Im Abstimmungsverzeichnis wird jede*r Wähler*in mit fortlaufender Nummer in der Reihenfolge des Erscheinens angeführt. Außerdem wird die Nummer aus dem Wähler*innenverzeichnis dazugeschrieben, und umgekehrt, um allfällige Fehler später rekonstruieren zu können. Sollte z.B. irrtümlich die falsche Person durchgestrichen werden, wird das so nachvollziehbar – sehr gescheit gemacht!
07:30: Die erste Flaute. Zeit, mit den übrigen Mitgliedern der Wahlkommission zu plaudern. Und zu frühstücken – ausreichend Essen und Kaffee einpacken ist ein wichtiger Tipp für Neulinge!
11:00: Gefühlt kommt ganz Währing gleichzeitig wählen. Gut, dass ein*e Ordner*in immer nur drei Personen gleichzeitig in den Raum lässt: Zwei in den Wahlkabinen, eine, die ihren Stimmzettel bekommt. Der*die Wahlleiter*in muss den Überblick behalten.
14:00: Nach kurzem Mittagstief ist wieder viel los. Da sind die alten Frauen, die sich vor und nach der Stimmabgabe auf einem Sessel ausruhen. Die Willenskraft, trotz aller Beschwerlichkeit zur Wahl zu gehen, beeindruckt mich immer wieder.
Da sind die jungen Familien, die ihren Kindern das Wählen-Gehen zeigen. Manche wollen ihr Kind sogar in die Wahlkabine mitnehmen und das Kreuzerl machen lassen. Doch das geht nicht: Die Wahl muss geheim und persönlich sein. Es darf niemand zuschauen, und man muss das Kreuzerl selbst machen. Da gibt es auch keine Ausnahme für die eigenen Kinder – nimm es deiner Wahlkommission nicht übel!
16:56: Kurz bevor das Wahllokal schließt, freuen sich ein paar Gestresste, dass sie es gerade noch geschafft haben. Wenn die letzte Person gewählt hat, wird der Raum geschlossen. Nur die Wahlkommission darf bei der Auszählung anwesend sein. Die Wahlurne wird geöffnet, die Stimmzettel werden sortiert und gezählt. Die als ungültig erkannten Stimmzettel werden gemeinsam kontrolliert. Zum Glück ist das meistens sehr eindeutig! Wenn alles durchgezählt ist, müssen die Summen passen – andernfalls wird nochmal gezählt.
19:17 oder so: Wenn alles stimmt, sind wir fertig: Einpacken, Protokoll schreiben, und dann als letzter Akt die Unterschrift, mit der der korrekte Ablauf und das festgehaltene Ergebnis bezeugt werden. Dann gehen wir nach über 12 Stunden Dienst an der Demokratie nach Hause – oder auf eine Wahlparty!
Und jetzt bist DU gefragt: Am 9.6. findet die Wahl zum Europäischen Parlament statt und Ende September ziemlich sicher die zum Nationalrat. Für beide suchen wir Wahlbeisitzer*innen, die dazu beitragen, dass alle ihr Wahlrecht fair und gleich ausüben können.
Kannst du dir vorstellen auch Wahlbeisitzer*in zu sein?
Dann schreib uns unter waehring@gruene.at. Die wichtigsten Infos:
– Es gibt eine Einschulung und schriftliche Unterlagen.
– Es gibt eine Aufwandsentschädigung von € 80.
– Du musst am Wahltag von 6 Uhr bis zum Ende der Auszählung (ca. 19 Uhr, es kann aber auch länger dauern) anwesend sein.
Wenn es dich interessiert, du aber voraussichtlich keine Zeit hast oder es noch nicht weißt, schreib uns trotzdem. Wir nehmen dich dann in unseren Pool auf und melden uns vor den nächsten Wahlen direkt bei dir!
Magdalena Wagner, Bezirksrätin