Wie E-Mobilität klimafreundlich wird

Der Verkehr ist das Klima-Sorgenkind Nummer eins. Über die notwendige Mobilitätswende und warum das E-Auto allein nicht die Lösung ist.


In fast allen Sektoren – Gebäude, Industrie, Energieerzeugung, Abfallwirtschaft, Landwirtschaft – sind in Österreich in den letzten Jahren erste Schritte für eine Trendumkehr, eine erste, wenn auch noch nicht ausreichende Reduktion der CO2-Emissionen gelungen. Einzig im Verkehr sind die Emissionen nicht nur nicht gesunken, sondern Jahr um Jahr weiter gestiegen. Hauptverursacher: der Autoverkehr.

Wollen wir also die Klimakrise ernsthaft einbremsen, dann müssen wir dringend etwas ändern an der Art, wie wir unterwegs sind. Und diese Mobilitätswende muss mehr sein, als ein simpler Umstieg von Benzin- auf Elektro-Motor.

Weniger Auto fahren

Ja, die CO2-Emissionen je Kilometer sind bei Elektroautos um einiges geringer als bei Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen. Wie viel geringer, hängt vor allem davon ab, wie der Strom für den E-Antrieb zustande kommt. Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine wissen wir, dass unsere Stromerzeugung noch immer in relevantem Ausmaß an fossilen Energieträgern hängt. Und solange das der Fall ist, ist auch die Fahrt mit dem E-Auto nicht CO2-neutral.

Klimafreundliche Mobilität heißt, möglichst energiesparend unterwegs zu sein: E-Auto ist besser als Verbrenner-Auto. Aber noch besser ist es, den Weg mit Öffis, mit dem Rad oder zu Fuß zu erledigen.

Weniger Auto haben

Jedes Auto bedeutet Treibhausgas-Emissionen – und das schon vor dem ersten gefahrenen Kilometer. Verbrenner-Autos genauso wie E-Autos, letztere in der Produktion sogar um einiges mehr. Dieses Mehr neutralisiert sich zwar nach 35.000 bis 45.000 Kilometern – bis dahin bleibt die Klimabilanz aber negativ. Klimafreundliche Mobilität heißt, weniger Autos zu produzieren und gemeinsam mit weniger Autos auszukommen.

Schon jetzt wird jedes Auto in Wien durchschnittlich nur eine halbe Stunde am Tag bewegt. Den Rest der Zeit steht es herum und kostet seine BesitzerIn Geld. Wenn wir weniger Autos gemeinsam besser nutzen, bringt das viele Vorteile: Wir sparen Material und Emissionen in der Produktion, wir sparen Platz und (Lade-) Infrastruktur auf unseren Straßen und im Wohnbau. Und es ist für den Einzelnen wesentlich billiger, als der Besitz eines eigenen Autos.

Außerdem: Je kleiner das Auto, desto ressourcenschonender – in der Produktion und im Betrieb. Beim individuellen Autokauf neigen wir dazu, das Auto für den größtmöglichen Bedarf anzuschaffen – der SUV-Anteil in Währing liegt bei über 40%. Bei gemeinsamer Nutzung kann das angemessene Auto je Fahrt gewählt und damit viel öfter mit kleineren Autos das Auslangen gefunden werden.

Vielfältig unterwegs sein

Wir müssen die Trendwende dringend auch im Verkehr schaffen. Und ja, Elektro-Mobilität ist Teil der Lösung. Doch das bedeutet viel mehr, als der individuelle Umstieg von Verbrenner-Auto auf E-Auto.

Das Vorbild für die notwendige Veränderung ist nicht der Manager, der den Weg ins Büro nun mit dem Tesla statt mit dem Porsche Cayenne zurücklegt. Das Vorbild ist die Hebamme, die seit kurzem mit dem E-Lastenrad zu ihren Einsätzen fährt. Die Beraterin, die zum Kunden-Workshop bis Salzburg mit dem Zug fährt und von dort mit dem Carsharing-E-Auto ins abseits gelegene Seminarhotel. Oder die Elektroinstallationsfirma, deren MitarbeiterInnen für die Installationen auf der Baustelle den E-Kombi nehmen, bei einem Störfall-Einsatz aber mit dem notwendigen Werkzeug im Rucksack lieber per E-Scooter unterwegs sind.

Klimafreundliche Mobilität heißt, bewusst und vielfältig unterwegs zu sein – und auch das E-Auto nur dann zu nehmen, wenn man’s wirklich braucht.