Für die Energiewende brauchen wir andere Heizsysteme
Wir wissen schon lange, dass wir unsere fossilen Heizsysteme auf erneuerbare ändern müssen, um die Klimakrise zu bewältigen. Seit Februar dieses Jahres gibt es einen weiteren, dringlichen Grund: Jede Gasrechnung, die wir zahlen, finanziert Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Weil das in Österreich verbrauchte Erdgas zu 80% aus Russland kommt.

Um auf erneuerbare Heizsysteme umzustellen, gibt es derzeit mehrere Möglichkeiten: In unserer dicht verbauten Stadt ist meist der Anschluss an das Fernwärmenetz am sinnvollsten und einfachsten. Diese ist zwar derzeit noch fossil, doch durch hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wird die Wärme viel effizienter erzeugt. Außerdem hat Wien ein großes Geothermie-Potential, das auch dort eingesetzt werden könnte.
Wenn die Wärme direkt im Haus erzeugt werden soll, kommen Biomasse oder Wärmepumpen in Frage. Beide zentralisieren die Wärmeerzeugung im Haus, d.h. es gibt keine Therme mehr in jeder Wohnung. Für Biomasse (z.B. Pellets) braucht es ausreichend Lagerraum. Wärmepumpen funktionieren am besten mit einer Niedertemperaturheizung, was üblicherweise eine Fußboden- oder Wandheizung erfordert und im Umbau daher größeren Aufwand bedeutet. Radiatoren für Niedertemperatur gibt es zwar – diese brauchen aber mehr Strom.
Eine Kombination mit Solarthermie zur Warmwasserbereitung oder Photovoltaik zur Stromerzeugung macht meist Sinn. Außerdem sollte eine thermische Sanierung des Hauses mitgedacht werden. So sinkt der Energieverbrauch erheblich.
Der Heizungstausch ist also in der Regel ein komplexes Gesamtprojekt mit vielen unterschiedlichen Rahmenbedingungen.
Derzeit arbeiten alle zuständigen Stellen in Wien intensiv daran, für die verschiedensten Konstellationen Lösungen zu entwickeln. Eine besondere Herausforderung sind Häuser mit mehreren Wohnungen, insbesondere Gründerzeitbauten. Selbst wenn in manchen Fällen eine Lösung heute noch unmöglich scheint, gibt es hoffentlich in naher Zukunft erprobte Modelle. Es gilt: Umfassend informieren und dranbleiben!
Mehr Förderungen, einfachere Entscheidungen
In den ersten zwei Jahren Grüner Regierungsbeteiligung haben die grünen Ministerinnen Leonore Gewessler und Alma Zadić wichtige Maßnahmen gesetzt, um den Umstieg voranzutreiben: Das Wohnungseigentumsgesetz wurde letztes Jahr novelliert, so dass Entscheidungen über zentralisierte Heizsysteme oder Gebäudesanierungen einfacher werden: Neben der üblichen Mehrheitsentscheidung sind Beschlüsse nun auch mit einer qualifizierten Mehrheit der abgegebenen Stimmen möglich – hier gelten Nicht-Anwesende nicht automatisch als Gegenstimme.
Auch die Förderungen für die Energiewende wurden deutlich erhöht: Es gibt Förderungen für den Umbau des Heizsystems für Ein- und Zweifamilienhäuser (bis zu 7.500 €) und für Mehrparteienhäuser (bis zu 15.000 €). Für Haushalte mit niedrigem Einkommen werden je nach Bedarf sogar bis zu 100% gefördert!
Und als MieterIn?
Als MieterIn haben Sie leider kein Mitentscheidungsrecht. Sie können aber trotzdem tätig werden: Fragen Sie bei der Hausverwaltung nach, ob eine Umstellung geplant ist, überzeugen Sie Ihre NachbarInnen oder Ihre/n VermieterIn von der Heizungsumstellung und Sanierung!
Nützliche Links
Beratung in Wien: www.hauskunft-wien.at
Förderungen Tausch Heizsystem: kesseltausch.at/
Förderungen Sanierung: https://www.umweltfoerderung.at/privatpersonen/sanierungsscheck-mehrgeschossiger-wohnbau-2021/2022
Energiepotentialkataster (Solar, Erdwärme): https://www.wien.gv.at/flaechenwidmung/public/ (im Menü „Energie“ und dann „Energiepotenziale“ auswählen)
Videos/Podcasts zum Thema:
Wer sich umfassender einhören will, findet in diesem langen Video bzw. etwas kürzeren Podcast viele Infos:
Klimaaktiv Dialogreihe „Raus aus Gas-Etagenheizung“: https://youtu.be/Cs7u-rxBdFM
Podcastfolge: #192 Erklär mir Heizen ohne Öl & Gas, Peter Holzer: https://erklärmir.at/2021/11/12/192-erklaer-mir-heizen-ohne-oel-gaspeter-holzer/