Es muss nicht immer ein Radweg sein

In Währing haben wir in den letzten Jahren einige durchgängige Radverbindungen geschaffen. Mit baulich getrennten Radwegen, fahrradfreundlich gestalteten Straßenzügen, Öffnung von Einbahnen. Warum diese „Mischkulanz“ sinnvoll und notwendig ist.

Schnell von A nach B kommen, ohne Stau und Parkplatzsuche, ohne Wartezeiten und Umsteigen, und auch gleich Bewegung machen – das ist es, was Radfahrende an ihrem Verkehrsmittel schätzen. Und nicht nur für den Einzelnen bringt es Vorteile, sondern für uns alle: Fahrräder machen keinen Lärm, stoßen weder Abgase noch CO2 aus und brauchen viel, viel weniger Platz als Autos.

Gute Gründe, warum wir immer mehr Menschen motivieren wollen, den einen oder anderen Weg mit dem Rad zurückzulegen. Was es dazu vor allem braucht: Sichere, attraktive und durchgängige Radverbindungen. Und daran arbeiten wir nun schon seit mehreren Jahren.

Als „Goldstandard“ in der Radinfrastruktur gilt ja der baulich getrennte Radweg. Nur ist der in der gewachsenen Stadt bei weitem nicht überall möglich – dazu sind in der gründerzeitlichen Struktur Wiens viele Straßen schlicht und einfach zu schmal. Dazu kommt, dass der Aufwand des Bauens nicht überall zu rechtfertigen ist, nicht zuletzt aus Klimagesichtspunkten. Auch Radwegebau braucht Zement und ist damit letztendlich CO2-intensiv.

Also gilt es abzuwägen und je nach Situatio die geeigneten Maßnahmen zu treffen: Bei vom Autoverkehr stark befahrenen Straßen ist ein baulich getrennter Radweg sinnvoll und unumgänglich für sicheres Radfahren – wie etwa auf der Pötzleinsdorfer Straße und Gersthofer Straße oder zuletzt in der äußeren Währinger Straße. Wenn es dafür zu eng ist, dann kann die Verbindung auch über verkehrsberuhigte Nebenstraßen geführt werden. So biegt die Radverbindung vom Radweg Gersthofer Straße stadteinwärts bei der Erndtgasse ab und führt über die Hockegasse bis zum Türkenschanzplatz bzw. über die Alsegger Straße und Thimiggasse bis zum neuen Radweg in der Währinger Straße. Das bedeutet zwar manchmal zusätzliche Höhenmeter, und kann doch die bessere Variante sein. Wichtig sind jedenfalls gute Anschlüsse und die sichere Gestaltung von Kreuzungsbereichen.

Eine Möglichkeit, Straßenzüge mit Mischverkehr fahrradfreundlicher zu machen, sind autofreie Abschnitte wie beispielsweise in der Schulgasse der Schulvorplatz und beim Kutschkermarkt oder auch das Umdrehen der Einbahnrichtung wie in der Thimiggasse. Beides reduziert den Autoverkehr und schafft so attraktive Radverbindungen.

Eine einfache und wirksame Maßnahme ist die Öffnung der Einbahnen für das Radfahren in beide Richtungen. In Währing gilt das mittlerweile für um die 90% der Einbahnen – das reduziert Umwege, schafft durchgängige Verbindungen und außerdem gute Möglichkeiten, stärker befahrenen Straßen und Schienenstraßen auszuweichen.

Die Verbindungen erschließen sich nicht immer intuitiv, und so arbeiten wir gerade am nächsten Schritt, nämlich einer entsprechenden Kennzeichnung.

Bleibt noch die wichtigste Zutat für mehr Sicherheit auf der Straße, für die wir alle gemeinsam verantwortlich sind: mehr Miteinander, mehr Schauen-Aufeinander und das Bewusstsein, dass mein Verkehrsmittel, je größer und je schneller es ist, desto gefährlicher ist für die anderen.