Schotterwüste oder Lebensraum?

Die Freude ist groß über jeden neuen Baum, der in bisher grauen Vierteln gepflanzt wird. Oft gibt es aber auch ein großes Fragezeichen: Wieso ist der Baumstandort eine „Schotterwüste“? Wir klären auf!

Schotterbeet in Pötzleinsdorf

Bäume und andere Pflanzen haben es schwer in der Stadt: Ihnen wird nur wenig Lebensraum zugestanden, Hitze und Trockenheit machen zu schaffen, und oft ist der wenige Boden, der zur Verfü­gung steht, auch noch verdichtet: Durch Überfahren mit Autos, oftmaliges Betreten oder das Zusammenwirken von Erschütte­rungen und Staubablagerungen, das den Boden dicht zusammenrüttelt.

So kommt immer weniger Wasser und Luft zu den Wurzeln, die Bäume verdurs­ten und ersticken regelrecht. Auch der frü­her übliche Rasen rund um die Bäume hat es unter diesen Umständen schwer – und ist außerdem ökologisch von geringem Wert, weil äußerst artenarm.

Die auf den ersten Blick unansehnlichen Schotterbeete rund um die neuen Bäume sind die Antwort auf einige dieser Prob­leme: Die Schotterabdeckung sorgt dafür, dass mehr Wasser und Luft in den Wur­zelraum gelangt, und umgekehrt weniger verdunstet. Unter dem Schotter befindet sich dann noch ein Substrat, das eine gute Mischung aus feineren und grobkörnigen Elementen beinhaltet und diesen Effekt nochmals verstärkt. Der Schot­ter an der Oberfläche beugt au­ßerdem der Verdichtung vor, so dass der Baum auch langfristig einen guten Lebensraum behält.

Die Bepflanzung in diesen Schotterbeeten besteht aus tro­ckenresistenten Stauden und Gräsern. Diese benötigen weni­ger Wasser und kommen mit der Trockenheit in den städtischen Hitzesommern besser zurecht.

Die Wiener Stadtgärten achten dabei auf eine vielfältige Pflanzenmischung, die von Frühjahr bis Spätherbst Blüten und damit auch Nahrungsangebot für Insekten be­reithält. Die Pflanzen breiten sich mit der Zeit von selbst aus und werden deshalb zu Beginn lückig gepflanzt. Das sieht anfangs ziemlich leer aus, aber beobachten Sie ein­ mal ein neues Schotterbeet über 2­3 Jahre: Sie werden sehen, wie es Jahr für Jahr dichter zuwächst, und eine wunderbare Blütenoase in der Stadt entsteht!