Aus dem Tun entsteht die Kraft | Magdalena Wagner

Mit wie vielen überwältigend erscheinenden Herausforderungen wir gerade konfrontiert sind, empfinde ich als beklemmend. Es ist, als neige sich die Welt gerade so ruckhaft nach rechts, dass bis vor kurzem noch zähflüssige Prozesse sich so richtig in Bewegung setzen und unsere Gesellschaften ins Rutschen bringen. Aus Gesprächen weiß ich, dass es vielen so geht – vielleicht auch dir.
Es ist eine Hilflosigkeit und eine Ohnmacht, die viele von uns empfinden, wenn wir zusehen, wie die aktuelle Regierung sämtliche klimapolitische Errungenschaften der letzten fünf Jahre zurückdreht. Wir blicken täglich fassungsloser auf die USA, wo der gewählte Präsident Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Meinungsfreiheit ignoriert und zunehmend abzuschaffen versucht – und damit die Demokratie selbst. In unserem Nachbarland Ungarn hat Orban alle relevanten Medien unter seine Kontrolle gebracht, und bringt immer weitere Maßnahmen auf den Weg, um Journalist:innen und Zivilgesellschaft noch stärker unter Druck zu setzen. Im Angesicht all dessen erfüllt uns mit zunehmender Sorge, wie auch hierzulande Kampagnen von Rechten und Rechtsextremen – sei es gegen die Menschenrechte, gegen die Zivilgesellschaft oder gegen die unabhängige Justiz – an Fahrt gewinnen und Jahr für Jahr stärker von den Konservativen und anderen politischen Kräften der sogenannten Mitte übernommen werden.
Wir sollten darüber aber nicht vergessen: Handeln wirkt! 2018 hat eine von einer Schülerin gestartete Klimabewegung die EU und auch Österreich zum Handeln für mehr Klimaschutz bewegt. In Ungarn hat der Budapester Bürgermeister die Pride Parade nach Orbáns Verbot zu einer städtischen Veranstaltung gemacht – und bis zu 200.000 Personen haben sich trotz der Repressionen der Demo angeschlossen. In Serbien haben Studierende letztes Jahr Proteste gegen die Korruption, die Menschenleben kostete, und gegen das zunehmend autoritäre System Vučić’s gestartet – mittlerweile geht das gesamte Land seit Monaten für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße.
Aus dem Tun entsteht die Kraft. Wenn wir beginnen zu handeln, ergibt sich daraus oft die Energie für den nächsten Schritt. Für die Verteidigung der Menschenrechte für tatsächlich alle Menschen. Für Rechtsstaatlichkeit, für freie Medien, Kunst und Wissenschaft, für eine unabhängige Justiz und eine lebendige Zivilgesellschaft. Für eine Welt, in der jeder Mensch zuallererst ein Mensch ist – und wir einander dementsprechend mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Für eine Welt, in der wir auch in 50 Jahren noch gut leben können, weil wir die Klimaerhitzung auf ein erträgliches Ausmaß eingedämmt haben.
Bei unseren nächsten Veranstaltungen geht es ums gemeinsame Tun – und sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit, uns darüber auszutauschen, was es gerade an gemeinsamem Handeln braucht. Ich freue mich, dich bei einer dieser Gelegenheiten zu sehen!
Gemeinsam zum Klimastreik
Klimawissenschafter:innen warnen vor einer um katastrophale 3 Grad erhitzten Welt möglicherweise bereits 2050 – währenddessen kürzt die aktuelle Bundesregierung radikal bei Sanierungsförderungen und Heizungstausch, erhöht die Öffi-Preise und kündigt den Bau des Lobautunnels an. Wir arbeiten in Währing daran, unseren Beitrag zur Mobilitätswende und Klimaanpassung zu leisten. Es braucht aber alle Ebenen – und da fehlt gerade viel. Gerade nach der Ankündigung der Lobau-Autobahn, dieses fossilen Projekts aus dem vorigen Jahrhundert, ist ein lautstarkes Zeichen nötig, dass wir das nicht akzeptieren. Du willst auch zum Klimastreik, hast aber niemanden mit dem du hingehen kannst? Dann schließ’ dich uns an!
Freitag, 10. Oktober 2025: Der Klimastreik, organisiert von Fridays for Future, startet um 15:00 in Wien Mitte Landstraße.
Wir treffen uns um 14:30 bei der U6 Währinger Straße /Volksoper, beim U-Bahn-Ausgang zum 9. Bezirk hin bei den Radständern, und fahren von dort mit Öffis gemeinsam hin. Geh mit uns!
Pflege der „Steine der Erinnerung“ in Währing
6 Mio. Jüdinnen und Juden wurden im Holocaust deportiert und ermordet. Der Verein „Steine der Erinnerung“ will die Erinnerung an das jüdische Leben vor dem Nationalsozialismus wachhalten und der jüdischen Opfer des Holocaust gedenken. Dafür werden „Steine der Erinnerung“ auf Gehsteigen dort gesetzt, wo jüdische Wiener:innen gelebt haben. Diese Steine brauchen Pflege. Wir laden dich ein, gemeinsam mit uns im Vorfeld des Gedenkens an die Novemberpogrome die Währinger Steine der Erinnerung zu reinigen und dabei der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Wer mag, kommt danach noch mit auf ein wärmendes Getränk ins Kaffeehaus – zu einem informellen Austausch darüber, wie wir uns im Heute rechtsextremen Tendenzen entgegenstellen können.
Samstag, 1. November 2025, 14:00-15:30, Treffpunkt am Aumannplatz gegenüber dem Café Aumann
Um die Route zu planen, ersuchen wir dich um Anmeldung an magdalena.wagner@gruene.at
Bei der Gelegenheit will ich dich auch auf die Freiwilligentage am Jüdischen Friedhof Währing aufmerksam machen, bei denen du die Instandhaltung unterstützen kannst: Der letzte für heuer findet am 19. Oktober statt.
Workshop Zivilcourage
Je stärker sich rechtsextreme Ansichten verbreiten, umso gefährdeter sind Personen, die von Rechten ausgegrenzt und von Rechtsextremen bekämpft werden. Etwa People of Colour, oder Menschen die muslimisch, jüdisch oder queer gelesen werden. Wenn wir im öffentlichen Raum mitbekommen, dass andere diskriminiert, herabgewürdigt, beleidigt oder bedroht werden, liegt es an uns zu handeln: Hilfe holen, für Deeskalation sorgen, einschreiten, unterstützen. Wie das geht, ohne dich selbst in Gefahr zu bringen, lernst du in diesem dreistündigen Workshop mit Trainer:innen von ZARA Training (Zivilcourage und Antirassismus-Arbeit). Und wer Lust hat, kommt nachher noch mit auf einen informellen Austausch bei einem Abendessen.
Dienstag, 11. November 2025, 17:00-20:00, Kolpinghaus Währing
Begrenzte Teilnehmer:innenzahl, Anmeldung erforderlich an magdalena.wagner@gruene.at
Magdalena Wagner, Bezirksrätin