Der Währinger Frauenweg
Die Dauerausstellung zu österreichischer Frauengeschichte und Frauenpolitik im Pötzleinsdorfer Schloßpark bekommt einen Relaunch.

Wer im Pötzleinsdorfer Schloßpark aufmerksam spazieren geht, kennt ihn. Am Hauptweg mit einer Tafel angekündigt, führt er am schattigen Weg oben am Hang durch wichtige Stationen von Frauengeschichte und Frauenpolitik in Österreich.

Es war im Jahr 2011, rund um den 100. Internationalen Frauentag. Drei junge grüne BezirksrätInnen wollten dieses Jubiläum feiern – und waren gleichzeitig unzufrieden mit dem, was aus dem Frauentag im Bewusstsein vieler geworden war: eine Mischung aus Valentinstag und Muttertag, mit Sonderangeboten für Frauen und Gratulation mit Blumen und Schokolade.
Sie wollten aufmerksam machen, dass es immer noch um Gleichstellung und Emanzipation von uns Frauen geht. Dass die heutigen rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen nicht selbstverständlich und nicht unumkehrbar sind – wie die Entwicklungen in den USA, in Polen, in Spanien zeigen. Und dass wir noch nicht am Ende der Geschichte angekommen sind.
Also machten sich die jungen Frauen an die Arbeit: Parteiübergreifend und gemeinsam mit dem Währinger Museumsverein wurde das Konzept entwickelt, wurden Inhalte recherchiert, Frauenporträts ausgewählt, Sponsoren gesucht. Die Unterstützung war groß – von der Künstlerin Valie Export über die heutige Chefdirigentin des Radio-Symphonieorchesters Wien, Marin Alsop, bis zu Stephanie Lerner, die ein Foto ihrer gerade verstorbenen Mutter Gerda Lerner zur Verfügung stellte.
Im Mai 2014 wurde der Währinger Frauenweg eröffnet. Auf zehn Tafeln gibt er einen historischen Überblick über frauenpolitische und gesellschaftsrelevante Entwicklungen in Österreich, zu Themen wie Wahlrecht und Politik, Bildungs- und Berufszugang, Sport, Wissenschaft und Kunst, Selbstbestimmung über den Körper. Die porträtierten Frauen geben den Kämpfen und Errungenschaften Gesicht und persönliche Geschichte.
Wussten Sie, dass bis 1989 unverheiratete Mütter in Österreich die Vormundschaft über ihr Kind nur über Antrag bekamen? Oder dass es in den 1920er-Jahren ein Lehrerinnenzölibat gab, das heißt, dass Lehrerinnen mit der Heirat ihren Beruf nicht weiter ausüben durften? Oder welch großen Beitrag das Fahrrad für Mobilität und Selbstständigkeit von Frauen geleistet hat?

Fast 13 Jahre nach seiner Eröffnung plant eine neue Gruppe von engagierten Frauen gemeinsam mit dem Museumsverein nun einen Relaunch: Daten werden aktualisiert, einzelne Tafeln müssen repariert, andere überhaupt neu aufgestellt werden. Und es wird daran gearbeitet, den Frauenweg für unterschiedliche Gruppen attraktiv zu machen: Projekte für Kinder und Jugendliche soll es geben, generationenübergreifend gearbeitet werden, unterschiedliche Medien zum Einsatz kommen.
Um gemeinsam aufmerksam dafür zu bleiben, dass so vieles hart erkämpft werden musste. Und dass es immer noch so viel zu kämpfen gibt: eklatante Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen, die ungleiche Aufteilung von Kinderbetreuung und Pflege, die immer wieder unfassbar hohe Zahl an Gewaltverbrechen, die an Frauen begangen werden. Diese Kämpfe weiterzukämpfen, dazu fordert der Frauenweg auf und dafür macht er Mut.
