Lastenräder – Fortbewegungsmittel von morgen

Während Elektroautos gehypt werden, stehen E-Lastenräder viel zu wenig im Fokus. Doch wenn’s um den Transport von Lasten geht, sind sie in Zukunft das wichtigste Fortbewegungsmittel in der Stadt. Wir zeigen Ihnen, wie vielfältig verwendbar die Räder sind und warum vielleicht auch Sie sich eines anschaffen möchten.

Mit einem Lastenrad lässt sich ganz schön viel transportieren
Mit einem Lastenrad lässt sich ganz schön viel transportieren

Jahrzehntelang habe ich geglaubt, es reicht, ein Fahrrad und eine Jahresnetzkarte zu haben. Mit dem Fahrrad und den Öffis fährt man zur Arbeit, wenn man größere Sachen transportiert, nimmt man ein Taxi. Kinder transportiert man auf dem Fahrrad-Kindersitz, solange sie nicht zu groß sind; danach kann man sie auf manchen Strecken selbst radfahren lassen, in der Regel müssen sie dann auf die Öffis umsteigen.

Seit kurzem weiß ich, dass es noch eine Lösung gibt, die einem das Leben um einiges einfacher macht: das Elektro-Lastenrad. Damit lassen sich viele Gegenstände, in meinem Fall als IT-Berater PCs, Drucker etc., einfach durch die Stadt transportieren. Größere Einkäufe können erledigt werden, ohne sich abzuschleppen, und auch das Kind, das nicht mehr in den Kindersitz passt, kann von A nach B transportiert werden. Und das alles umweltfreundlich und auch noch gesundheitsfördernd, weil einem der E-Motor das Treten zwar erleichtert, aber doch nicht ganz erspart.

Kleinere Bergstrecken oder stärkerer Gegenwind sind dank E-Motor kein Problem. Bis jetzt habe ich mein normales Rad in Pötzleinsdorf bei viel Last mühsam den Berg hinauf geschoben, jetzt liefert der Motor den nötigen Antrieb. Und wenn es einmal quer durch die Stadt mit viel Gepäck z.B. von Währing nach Hirschstetten geht, dann fahre ich doch um einiges weniger kräfteraubend dahin.

Angefangen hat meine Lastenradkarriere mit ausgeborgten E-Lastenrädern. Das war praktisch, weil ich zunächst ausprobieren wollte, wie sich damit größere Dinge transportieren lassen. Am besten geht das mit den gratis Grätzlrädern, die es in vielen Bezirken schon gibt (siehe https://www.graetzlrad.wien), und auch in Währing wird es demnächst so ein Grätzlrad zum Ausborgen geben.

Einmal damit vertraut, haben sich schnell viele Nutzungsmöglichkeiten gefunden. Vorwiegend beruflich, aber auch um beispielsweise größere Gegenstände, die schon seit längerem auf den Abtransport zum Mistplatz gewartet haben, am Weg zur Arbeit einfach mitzunehmen.

Die Schule ist für meinen Sohn so nahe, dass es sich nicht auszahlt, das Lastenrad zu verwenden (selbst gehen ist für Kinder die noch bessere Variante). Aber für Eltern, die weitere Wege haben und ihre Kinder nicht im Auto transportieren möchten, ist das Lastenrad eine gute Alternative. (Ich selbst bin als Kind bzw. Jugendlicher täglich 10-15 Minuten zur Straßenbahn gegangen, und das war auch kein Problem – aber das ist eine andere Geschichte).

Und dann noch die Wetterfrage: Kaltes Wetter ist kein Problem – wie man so schön sagt: „Es gibt nicht das falsche Wetter zum Radfahren – nur die falsche Kleidung.“ Und wenn man bei niedrigen Temperaturen Schi fahren kann, dann geht Radfahren wohl auch. Bei Starkregen und Glatteis-Gefahr lasse aber auch ich das Lastenrad stehen.

Ob im Wahlkampf oder beim Frauentag: Das Lastenrad der Währinger Grünen ist immer im Einsatz

Preislich bewegen sich die E-Lastenräder zwischen 3.000 und 6.000 Euro. Von der Stadt Wien und vom Bund gibt es diverse Förderungen, sowohl für gewerbliche als auch private Nutzung (https://www.radlobby.at/foerderungen-fuer-transportraeder).

Modelle gibt es unzählige. Ich bin ein Fan von zweirädrigen Lastenrädern – damit bleibt man wendiger; es gibt auch viele Menschen, die lieber mit dreirädrigen fahren – die sind stabiler, was bei großen Lasten angenehmer sein kann. Mittlerweile gibt es spezielle Modelle für die unterschiedlichsten Zwecke – bis zum Kaffeeverkauf oder Essenstransport. Auch die Währinger Grünen haben seit 2015 ein Lastenrad, das sich mit wenigen Handgriffen in einen Informationsstand umbauen lässt.

Schwierig ist es manchmal, einen geeigneten Parkplatz zu finden, aber besonders in Währing gibt es immer mehr Radabstellplätze, wo auch das Parken mit dem Lastenrad kein Problem ist. Und im Zweifelsfall muss man halt einen Platz in der Parkspur nehmen, wo ja nicht nur Autos abgestellt werden dürfen. Apropos Auto: Wer noch ein Argument braucht, warum ein E-Lastenrad besser als ein Auto ist: 20 Kilometer mit dem Lastenrad statt mit dem Auto sparen im Stadtverkehr rund 800 Kilo CO2.

Einkäufe oder Übersiedlungsgut transportieren – all das schafft ein Lastenrad

Wenn ich Ihr Interesse geweckt habe und Sie sich jetzt auch für ein Lastenrad interessieren, würde ich Probefahrten empfehlen. Dazu kann man ein Grätzelrad ausborgen oder die unglaubliche Vielfalt beim Lastenradkollektiv (https://lastenradkollektiv.at/) nutzen. Probefahren kann man z.B. bei Heavypedals (https://heavypedals.at/) oder bei Familybikes (https://www.familybikes.at/). Eine noch viel längere Liste bietet Fahrrad Wien (https://www.fahrradwien.at/transportfahrrad/kauf_testen/).

Das größte Hindernis ist derzeit wahrscheinlich die Lieferzeit – ich habe vier Monate auf mein bestelltes Rad gewartet. Aber wenn man es dann einmal hat, vergisst man das schnell, und es steht dem Fahrvergnügen nichts mehr im Wege.